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Als technischer Redakteur bzw. Übersetzer technischer Dokumentation stößt man gezwungenermaßen stets auf einschlägige Terminologie, die irgendwo im Rahmen der mehrsprachigen Erstellung technischer Dokumentation bzw. der Lokalisierung produktbegleitender Dokumentation benötigt wird. Das Lösen solcher terminologischer Fragen kann einen nicht unerheblichen Arbeitsaufwand darstellen und läßt sich häufig mangels adäquater Quellen überhaupt nicht zufriedenstellend lösen. Ein konsequentes Terminologiemanagement im Unternehmen mit einem entsprechenden Einsatz an Personalressourcen, Terminologieverwaltungssystemen und Integration in die betriebsinterne Dokumentation und Übersetzungsarbeit wird daher zur unverzichtbaren Notwendigkeit. Im folgenden soll dargestellt werden, welchen Beitrag das neue Medium des World-Wide-Web zur Unterstützung der Terminologierecherche leisten kann. In diesem Zusammenhang soll auf den engen Zusammenhang zwischen Terminologie und Fachinformation hingewiesen werden. Terminologie wird in Glossaren, Wörterbüchern und Datenbanken erst sekundär gespeichert. In Fachtexten, fachspezifischen Dokumenten und in der Darstellung von Fachwissen im allgemeinen werden Termini primär verwendet. Darum kann sich die Suche nach Terminologie im WWW nicht bloß auf die Suche nach einschlägigen ein-oder mehrsprachigen Glossaren und Terminologiedatenbanken beschränken, sondern muß ebenso fachspezifische Informationsquellen erschließen. Das Web besitzt durch seine ständige Verfügbarkeit und örtliche Ungebundenheit sowie durch seine - zumindest theoretisch mögliche - ständige Aktualität klare Vorteile. Bei noch so großem Enthusiasmus für das neue Medium WWW und dessen evidente Vorteile für das Terminologiemanagement und die Terminologiesuche gilt es aber, auch die negativen Seiten aufzuzeigen: Kosten finanzieller Art und Zeitaufwand. Man kann dabei aber nicht von ausgeprägten Nachteilen sprechen; vielmehr geht es darum, caveats aufzuzeigen, um einen bewußten und gut organisierten Einsatz der neuen Möglichkeiten zu gewährleisten. Das WWW besitzt weder das Potential, traditionelle Terminologieressourcen in Papierform oder auch auf Datenträgern vollständig zu ersetzen noch wäre dies erstrebenswert. Beide Möglichkeiten ergänzen hingegen einander: Die Online-Recherche hat zu bieten, was Wörterbüchern in Papierform fehlt, nämlich Aktualität, ständige Verfügbarkeit, komplexere Suche, während die traditionellen Terminologiequellen häufig qualitativ besser sind und außerdem bestimmte Fachterminologien oft nur in Papierform erhältlich sind. SuchmaschinenEine gute Regel ist es, den Auftraggeber zu fragen, ob firmeninterne Glossare zu seinem Produkt bzw. zum entsprechenden Produktionsbereich vorhanden sind. Es kann auch durchaus vorkommen, daß Fachleute bereits eine Sammlung von WWW-Seiten angelegt haben, die ihr Fachgebiet betreffen und auch einschlägige terminologische Ressourcen beinhalten könnten.Die unmittelbarste Art, Informationen und damit auch Terminologie im WWW zu suchen, stellen die sogenannten Suchmaschinen dar. Catherine Badras (siehe Beitrag technische Kommunikation 6/98) hat bereits die drei verschiedenen Arten von Suchmaschinen im WWW (Suchmaschinen, Metasuchmaschinen und Kataloge) kurz vorgestellt. An dieser Stelle soll daher auf spezifische Suchstrategien eingegangen werden. Für eine vorbereitende und genaue Suche im WWW, also eine Recherche, die nicht unter unmittelbarem Zeitdruck steht, lohnt es sich, die Suchmaschinen und ihre Abfragemöglichkeiten genauer anzusehen. Dadurch braucht man sich später bei zeitintensiver Recherche nicht mehr mit Hilfetexten, Parametern, Operatoren u.ä. herumschlagen. Empfehlenswert ist dabei eine genauere Lektüre der sogenannten "Advanced Search”-Möglichkeiten, die beinahe jede Suchmaschine anbietet. Es würde an dieser Stelle zu weit führen, auf die einzelnen Abfrage- und Einschränkungsmöglichkeiten einzelner Suchmaschinen einzugehen. Ein autodidaktischer Einführungskurs in die Möglichkeiten der Suchmaschine, die man selbst vorzieht, zahlt sich aber auf jeden Fall aus. Bleiben dann noch einige Unklarheiten übrig, hilft Ihnen auch in diesem Fall Online-Terminologie weiter: Etwa das Search Engine Glossary, das Glossary for Information Retrieval oder die Search Engine Terms in 6 Sprachen. Sprungbretter ins NetzSuchmaschinen leisten gute Dienst bei Ad-hoc-Suchen bzw. bei der allgemeinen Informationssuche. Mehr Erfolg bei der systematischen Suche nach Information zu einem bestimmten Fachgebiet versprechen Kataloge, die WWW-Seiten nach Fachgebieten und Interessensspären auflisten. Neuerdings verschwimmen die Grenzen zwischen reinen Suchmaschinen und solchen Katalogen immer mehr, da zunehmend beide Dienste sowohl eine WWW-Suche als auch ein nach Sachgebieten geordnetes Verzeichnis anbieten (so z.B. Yahoo und Altavista).Neben solchen allgemeinen Verzeichnissen können spezifische, von Fachleuten angelegte WWW-Seiten eine wahre Fundgrube darstellen. Es ist jedoch nicht leicht, diese Webseiten ausfindig zu machen. Im Falle der Terminologie existieren dazu einige sehr gute Sprungbretter, die Verweise auf Wörterbücher, Datenbanken und Listen von Termini sammeln und zur Verfügung stellen. Gerade Übersetzer und technische Redakteure haben immer wieder Bedarf an Terminologie in sehr verschiedenen Fachgebieten. A Web of On-line Dictionaries bietet eine ganze Fülle von Glossaren, Datenbanken und Terminologieressourcen, die nach Fachgebieten geordnet sind. Ebenso Language Dictionaries and Translators, wo der Schwerpunkt aber mehr auf allgemeinsprachlichen Wörterbüchern, Übersetzen, Sprachausbildung und Sprachsoftware liegt; interessant ist hier die Liste der Language Related Newsgoups. Eine der vollständigsten Glossarsammlungen ist das Terminology Forum, das an der Universität Vaasa betreut wird. Diese Sammlung (Terminology Collection) zerfällt in einen allgemeinsprachlichen Teil (WORD-ONLINE) und in einen fachsprachlichen Teil (TERM-ONLINE), der vorbildlich nach Fachgebieten und nach Sprachen eingesehen werden kann. Darüber hinaus wird ein Überblick zur Terminologieforschung geboten (Terminology Forum) sowie eine Liste weiterer Terminologieressourcen im WWW. Etwas dürftiger präsentiert sich die nach Fachgebieten geordnete Glossarsammlung des WWW-Katalogs Yahoo. Erwähnt werden sollte auch noch die Glossarsammlung der Universität Innsbruck. Nicht alles ist Gold was glänztHat man dann die Terminologie gefunden, die man sucht, so bleibt zu fragen, ob das gefundene auch stimmt und korrekt ist. Neben der Seriosität der Aufmachung gibt auch das fachliche Know how der Stelle, die die Seite erstellt, ein erstes Indiz für die Verläßlichkeit der Terminologie: Hier ist zu überprüfen, ob die Organisation fachlich ausgewiesen ist und ob eindeutig klar oder zumindest anzunehmen ist, daß Fachleute die Terminologie erarbeitet haben. Ein weiteres Indiz sind die Angabe von Definitionen und einschlägigen Quellen. Damit läßt sich einerseits überprüfen - falls Fachkenntnisse vorhanden sind oder auf sie zurückgegriffen werden kann - ob das, was angegeben ist, plausibel ist; andererseits ermöglicht die Angabe von Quellen eine weitere Überprüfung. | Schließlich sollte die Aktualität des Informationsangebotes überprüft werden: Die Angabe des Datums der Erstellung bzw. der letzten Überarbeitung einer WWW-Seite gibt Auskunft darüber, ob es sich um eine ständig aktualisierte Seite oder aber um ein veraltetes, nicht betreutes Informationsangebot handelt. Webgestützte TerminologiearbeitHäufig wird man das WWW nicht nur als Ressource für bereits erarbeitete Terminologie nutzen, sondern auch als riesige, mehrsprachige Textdatenbank direkt für Terminologiearbeit verwenden. Die Vorteile liegen darin, daß das WWW jederzeit verfügbar und sogar durchsuchbar ist. Eine große Chance für denjenigen, der die einschlägigen Texte "seines" Fachgebiets kennt und sie im Bedarfsfall durchsuchen kann. In vielen Bereichen finden sich auch fachlich kompetente Anbieter, die die Informationen zu bestimmten Fachgebieten zusammenstellen (und auch auf dem aktuellen Stand halten). Diese Seiten sind dann gezielt durchsuchbar, und terminologische Probleme lassen sich auf diese Weise häufig lösen.Ihre private SuchzentraleHäufig ist dies jedoch mit einem beträchtlichen Zeitaufwand einerseits und andererseits mit finanziellen Kosten verbunden. Beide Nachteile können durch intelligentes Management auf ein Minimum reduziert werden. Durch das Anlegen einer lokalen Seite mit den am häufigsten verwendeten WWW-Adressen und Abfrageformularen für die wichtigsten WWW-Datenbanken kann die online-Zeit niedrig ehalten werden. Die entsprechende HTML-Seite kann entweder mit den dazu nötigen HTML-Kenntnissen selbst zusammengestellt werden oder aus dem WWW heruntergeladen werden (vgl. dazu die für Sie vorbereitete Terminologie-Suchzentrale im Kasten). Dazu genügt der Aufruf der WWW-Seite, die dann mit dem Befehl "Datei Speichern unter” (Netscape und IExplorer) auf der Festplatte Ihres PCs abgelegt wird. Zusätzlich kann eine solche Suchseite im Browser als Anfangsseite (Netscape) bzw. Startseite (IExplorer) eingestellt werden, damit sie beim Starten des Browsers sofort am Bildschirm erscheint (Befehl "Bearbeiten Einstellungen Navigator" für Netscape bzw. "Ansicht Internetoptionen Startseite" für IExplorer).Gerade bei der Abfrage von Suchmaschinen und Datenbanken zahlt sich diese Vorgehensweise aus: Es muß nicht zuerst die Adresse der Suchmaschine eingegeben oder aufgerufen sowie die Zeit für das Laden abgewartet werden, die u.U. auch länger dauern kann, da gerade frei verfügbare Suchmaschinen sich u.a. durch Werbeeinschaltungen finanzieren, die meist durch aufwendige Bilder und Banners das Laden der Seite verlangsamen. Denn bevor Ihre eigentliche Abfrage durchgeführt wird, sind zwei Internet-Verbindungen nötig: Startseite der Suchmaschine laden, gesuchte Zeichenfolge eingeben und Suche abschicken. Beim Verwenden Ihrer lokalen Suchzentrale hingegen ist nur eine Internetverbindung erforderlich, nämlich die Übertragung des Suchbefehls mit der gesuchten Zeichenfolge an die Suchmaschine. Zudem können Sie in Ruhe offline Ihre Suchstrategie und die erfolgversprechendsten Stichwörter überlegen. Einen ähnlichen Effekt erzielt man durch die Installation spezieller Softwaretools, die eine Suche sowohl auf der eigenen Festplatte als auch im WWW mittels einer oder mehrerer Suchmaschinen durchführen können. Das wohl bekannteste Beispiel dafür ist die Software Discovery von Altavista, die kostenlos heruntergeladen und installiert werden kann. Dieses nützliche kleine Tool indiziert den gesamten lokalen Festplattenspeicher in einer eigenen Datenbank und findet dann auf Anhieb alle Dateien, ganz gleich welchen Formats, die das entsprechende Suchwort enthalten. Die Suche kann z.B. entweder in den lokal gespeicherten Dokumenten erfolgen, im WWW oder ausschließlich im WWW, in Dokumenten und Mails, in Mails oder Diskussionsgruppen. Discovery installiert sich als Toolbar am Desktop und ist jederzeit einsatzbereit. Die Ergebnisse der Suche werden im Browser in der von Altavista gewohnten Listenform dargestellt. Eine ähnliche Funktionalität weist Express von Infoseek auf, die sich in den verwendeten Browser einklinkt und jederzeit für eine umfangreiche Metasuche im WWW zur Verfügung steht sowie in verschiedenen News-Archiven Nachrichten aufstöbert. Für die deskriptive Terminologiearbeit interessant ist dabei die Highlight-Funktion, die Suchworte im angezeigten WWW-Dokument hervorhebt. Ähnliche Tools mit etwas geringerem Leistungsumfang sind z.B. Copernic98, Webferret, u.v.m. (vgl. Utilities und Software in der Linksammlung). Die Version 4.5 des Netscape-Browsers hat ein solches Tool zum Auffinden von WWW-Seiten mit ähnlichem Inhalt bereits eingebunden: Dadurch lassen sich thematische Zusammenhänge aufspüren. Leider werden aber nur bei relativ allgemeinen Themen sofort Themen vorgeschlagen und angezeigt. Eine Suche nach ähnlichen Seiten ist aber immer nur einen Mausklick entfernt. Navigieren statt SurfenDer Erfolg und die Attraktivität des WWW sind nicht zuletzt auch auf die umfassenden multimedialen Möglichkeiten dieses Mediums zurückzuführen. Im professionellen Einsatz als Recherchemedium sind die langen Ladezeiten multimedialer Ressourcen unerwünscht. Dies kann durch das Einstellen einiger Parameter im Browser verhindert werden: So z.B. das Ausschalten des automatischen Ladens von Grafiken (Befehl Ansicht Internetoptionen Erweitert Multimedia Bilder anzeigen für Iexplorer bzw. Bearbeiten Einstellungen Erweitert Grafiken automatisch laden für Netscape) Die Wiedergabe von Animationen, Sound-Dateien und Videos verhindert ein zügiges Surfen und kann bei Bedarf ebenso ausgeschaltet werden. Viel Zeit in Anspruch nimmt zudem das Laden der Java-Implementierung zum Ausführen von Javacode, die den Browser meist bis zum vollständigen Laden der Java Virtual Machine blockiert. Empfehlenswert ist daher das Deaktivieren dieser Option. Allerdings kann bei einigen WWW-Datenbanken Java-Support erforderlich sein. Weniger Probleme bereitet die Unterstützung von Javascript, die i.d.R. weniger Ressourcen bindet und daher aktiviert bleiben kann. Das Ausschalten verschiedener Browsereinstellungen bringt beim Surfen natürlich Nachteile mit sich, die aber bei einem professionellen Einsatz des Mediums leicht in Kauf genommen werden können, zumal einige der Parameter bei Bedarf ad hoc (z.B. durch Klicken mit rechter Maustaste auf einen Bildverweis) aktiviert werden können.Diese individuellen Einstellungen sind von besonderem Nutzen bei Recherchen unter Zeitdruck, wo Terminologie sofort benötigt wird. Absolut zu empfehlen ist aber zudem eine längerfristige Strategie für den Umgang mit dem Medium WWW. Dazu sollte jeder, der an einem sinnvollen Umgang mit dem WWW interessiert ist, sich einen Überblick über die WWW-Ressourcen seines Fachgebietes in den benötigten Sprachen verschaffen. Um die vielbenutzte Metapher des Navigierens zu bemühen: Jeder Kapitän braucht geeignete Seekarten und Hafenverzeichnisse, einen Kompaß und die entsprechende Ausrüstung, bevor er sich auf den Weg machen kann; keinem Seefahrer kommt es in den Sinn, ohne Seekarten, Kompaß oder jegliche Vorbereitung in See zu stechen. Gerade das wird aber im WWW sehr oft gemacht, und das Medium daraufhin oft in Bausch und Bogen verworfen. Eine entsprechende Vorbereitung bedeutet u.a. eigene fachspezifische Lesezeichenlisten (Favoriten) anzulegen, Suchseiten einzurichten und die Werkzeuge zur Suche im WWW kennenzulernen. |
Dr. Felix Mayer arbeitet seit 1993 im Bereich "Sprache und Recht" an der Europäischen Akademie Bozen und leitet die Forschungsgruppe Terminologie und Fachsprachen; weitere Forschungsschwerpunkte sind rechnergestützte Terminographie und Rechtslinguistik. Mitglied im Vorstand von 'Deutscher Terminologie-Tag e.V. (DTT)' und 'Gesellschaft für Terminologie und Wissenstransfer e.V. (GTW)'
Dr. Peter Sandrini |
Unser Service für Tekom-Leser: Unter dieser Adresse haben wir für TeKom-Leser einige nützliche WWW-Seiten zum Thema "Terminologie & WWW” vorbereitet. Sie finden:
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